Das erste Blechbläserquintett in Berlin

Wie Arno Lange über Japan und Chicago die Blechbläserkammermusik in Berlin etablierte. 

Ein Treffen mit dem Berliner Trompeter Arno Lange gab uns nicht nur Einblicke über die Gründung des Berliner Blechbläserquintetts, sondern auch vielmehr über die damalige Kammermusiksituation der Blechbläserszene in Deutschland.

Das Berliner Blechbläserquintett (v.l.: Michael Kringel, Arno Lange, Gerhard Vellmerk, Ernst Giehl und Wolfgang Hagen)
Das Berliner Blechbläserquintett (v.l.: Michael Kringel, Arno Lange, Gerhard Vellmerk, Ernst Giehl und Wolfgang Hagen)

Es war im Jahre 1961, als Arno Lange das Probespiel an der Deutschen Oper in Berlin gewann. Zu dieser Zeit war das Studium an einer Musikhochschule fast ausschließlich an das Orchesterspiel angelehnt. Kammermusik tauchte in Blechbläserkreisen eher selten auf. Es wurden vorrangig Orchesterstudien und Opernliteratur von allen gängigen Komponisten - wie Strauss, Verdi und Wagner - bis ins kleinste Detail erarbeitet und studiert. 

So kam es, dass Lange in seiner Einladung von der Oper keine spezifischen Angaben zu Probespielstellen vorfand. Es wurde schlichtweg das ganze Opernmaterial abverlangt und die Stellen am Probespieltag auf das Notenpult gelegt. 

Seine erste Vorstellung war die Eröffnung der neuaufgebauten Deutschen Oper an der Bismarckstraße in Berlin, eben im Jahre 1961 mit Mozarts „Don Giovanni“ auf dem Programm. 


1963 eröffnete die Deutsche Oper Berlin das Nissay Theater in Tokyo - das erste Opernhaus in Fernost. Bei einem weiteren Gastspiel, im Jahre 1966, kamen die Instrumentenbauer von Yamaha in das Theater und baten den ersten Prototypen der Blechblasinstrumentenproduktion - eine D-Trompete (Seriennummer '001') - zum Test an. Kein Geringerer als Renold O. Schilke, der schon 1956 „Schilke Music Products“ gründete, fungierte als Berater für Yamaha und konzipierte deren erste Trompeten. Der ehemalige Solotrompeter des Chicago Symphony Orchestra und Lehrer am Chicago Musical College fand großen Gefallen an Arno's Feedback. 

In Tokyo: v.l.: Renold Schilke, Arno Lange, 3 Mitarbeiter von Yamaha
In Tokyo: v.l.: Renold Schilke, Arno Lange, 3 Mitarbeiter von Yamaha

Die spontan entstandene Freundschaft  zu Schilke führte dazu, dass Arno Lange kurzerhand nach Chicago eingeladen wurde, um am Musical College ein Sommertrimester zu unterrichten, was er 1968 wahrnehmen konnte. Dort lernte er die Mitglieder der Trompetengruppe vom Chicago Symphony Orchestra kennen, die ihm wiederum Schüler zum Kennenlernen von Opernliteratur vermittelten. 

Ebenfalls traf er den Trompeter Tom Crown (tomcrownmutes.com), welcher damals an der Lyric Opera in Chicago spielte. 

In dieser prägenden Zeit erhielt Arno Einblicke in die vielfältige Kammermusikliteratur für Blechbläser, welche in Deutschland noch relativ unbekannt war. Bereichert von den Eindrücken, war der Wunsch groß, in Berlin ein Ensemble zu gründen.

Beim Schwärmen über alte Zeiten
Beim Schwärmen über alte Zeiten

Im Jahre 1969 war dann die Geburtsstunde des „Berliner Blechbläserquintetts“, mit seinen Kollegen der Deutschen Oper. 

Die Besetzung war im Hinblick auf die klassische Quintettkonstellation einzigartig, da ausschließlich auf Drehventilinstrumenten gespielt wurde. In den Gründungsjahren des Ensembles wurde das Horn durch eine Basstrompete ersetzt. Michael Kringel und Arno Lange spielten  damals die Trompeten, Wolfgang Hagen Basstrompete, Ernst Giehl Posaune und Gerhard Vellmerk Tuba. 


1973 erhielt Lange ein weiteres Angebot aus Chicago. So kam es zu einem Stellentausch, den Tom Crown, der damals schon viel in Europa unterwegs war, vorgeschlagen hatte. Lange spielte eine Spielzeit an der Lyric Opera auf Crowns Stelle und unterrichtete für ein Jahr am Musical College. Im Gegenzug ging Tom für ein Jahr an die Deutsche Oper nach Berlin und half dort wiederum auch im Blechbläserquintett aus. 

In seiner zweiten Chicago-Zeit wurde an der Lyric Opera u.a. auch Wagner und Strauss gespielt. Die Trompeter dort waren neugierig bezüglich deutscher Trompeten und ließen Arno die Unterstimmen auf seiner B-Trompete von Josef Monke spielen. 

Mit Hilfe von Bud Herseth, der damalige Solotrompeter des Chicago Symphony Orchestra, suchte er sich eine C-Trompete von Vincent Bach aus, so wie sie damals vorzugsweise in der Stadt gespielt wurde. Mit diesem Instrument spielte er dann das restliche Repertoire der Oper.

Nach seiner Rückkehr in Berlin standen dann einige Aufnahmen an. Das „Quintet No. 1“ von Malcolm Arnold war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal etwa 10 Jahre jung. Es landete auf der ersten Platte vom Berliner Blechbläserquintett. Da das US amerikanische Label „Crystal Records“ einen englischen Namen benötigte, wurde auf das Cover „The Berlin Brass Quintet“ geschrieben. 

Des weiteren gab es eine Zusammenstellung verschiedener Blechbläserquintette mit dem Namen „Brass Bonanza“. 


Neben Konzerten in Deutschland war das Berliner Blechbläserquintett auch im Ausland unterwegs und präsentierte sein Repertoire unter dem Markenzeichen von Drehventilinstrumenten. Es folgten Aufnahmen für den RIAS und SFB u.a.

Wir sind sehr glücklich, die Tradition des Berliner Blechbläserquintetts fortzuführen und die Kammermusik einem breiten Publikum näherzubringen.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Arno Lange für den kurzweiligen Nachmittag bei schönstem Wetter in seinem Garten in Berlin.

Dominik Gaus und Timofej Stordeur